Im Jahre 2015, kurz vor Weihnachten, belieferte Olympus ausgewählte Fotografen mit einer völlig neuen Kamera. Man bekam kommentarlos eine kleine, hübsche 20Megapixel-mFT-Kamera geleifert, mit einem kleinen Drehrad an der Vorderseite. Dem „Creative Dial“.
Die meisten missverstanden das Wahlrad als Wahlschalter für „Filmsimulationen“, wie sie schon Fuji in seine Kameras eingebaut hatte.
Offensichtlich hatte auch das Olympus-Marketing die Kamera nicht verstanden, denn als die PEN-F dann im Januar 2016 in Zürich präsentiert wurde, war das Keyfeature nicht das „Creative Dial“, das Fantastillionen von Möglichkeiten eröffnete, sondern die Tatsache, dass man an der Kamera keine Schrauben sah. Der Claim war „This Beauty is a Beast“. Man verkaufte also eine 20MP-Kamera mit einem durchaus stolzen Preis, die weder schnellen Autofokus noch hohe Bildrate und noch nicht einmal 4K konnte. Sie sah hübsch aus und – keine Schrauben.
Die Verkäufe blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück . Der Vertrieb wollte die Kamera für 899,- verticken, aber die Fertigung war so aufwendig, dass sich die Zentrale weigerte.
Nach Jahren sickert dann, auch durch Artikel bei pen-and-tell, durch, welche Möglichkeiten die Kamera bietet.
Sie ist das Equivalent einer Staffelei und einem ganzen Koffer an Farben und einem Dutzend Pinseln. Die PEN-F ist das Werkzeug, mit dem man sich vor das Motiv setzt und kuckt und komponiert und dann die Kamera vors Auge nimmt, mit Farben und Kontrasten spielt und zum Schluss auslöst.
Wer einmal verstanden hat, wie die PEN-F funktioniert, gibt sie nicht mehr her. Die Gebrauchtpreise liegen heute noch teils über 800 Euro – für eine mittlerweile sieben Jahre alte Kamera. Viele kaufen sich eine Zweite – falls die erste mal ausfällt. Als die letzten PEN-F neu verkauft wurden, lagen die Preise oberhalb des ursprünglichen UVP.